Stand: 15.3.08

1. Vorüberlegungen

Alternativ zum 76200 von Uhlenbrock besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, den LokPilot von ESU für die Digitalisierung zu verwenden. Der Einbau dieses Decoders setzt allerdings voraus, dass die Original-Feldspule durch einen Permanentmagnet ersetzt wird. Dadurch wir der Allstrommotor in einen Gleichstrommotor umgebaut. Die Kombination aus LokPilot in der neuesten Version 3.0 und Gleichstrommotor bietet neben den Eigenschaften Lastregelung, Multiprotokoll-Fähigkeit und Kurzschluss-/Überlastsicherung noch folgende Besonderheiten:

  • Lastregelung der vierten Generation

    Die Lastregelung der vierten Generation arbeitet mit bis zu 32 kHz Taktfrequenz und sorgt für einen besonders leisen, ruhigen Motorlauf. Durch den Umbau des Original-Allstrommotors in einen Gleichstrommotor mittels eines passenden Permanentmagneten läuft die Lok deutlich leiser als zuvor. Die Langsamfahreigenschaften werden deutlich verbessert, und die Lok kommt am Ende des Bremsvorganges ohne Ruckeln zum Stehen.
     
  • Reduzierung des Motorgeräusches

    Durch den Umbau in einen Gleichstrommotor reduziert sich das Motorgeräusch deutlich, auch der Stromverbrauch wird geringer.
     
  • Firmware-Upgradefähigkeit

    Alle LokPilot V3.0 Decoder sind dank Flash-Memory firmwareupdatefähig. Neue (Software-)Funktionen können jederzeit nachträglich ergänzt werden. Dies gilt insbesondere für die kommende DCC RailCom® Kommunikation.
     

ESU bietet den LokPilot auch im Set mit Permanentmagnet und zwei Drosseln an. Somit hat man in einer Packung alle Materialien zur Hand, die man für den Lok-Umbau benötigt. Alle notwendigen Infos finden Sie auf der Homepage von ESU.
 

2. Vorbereitende Arbeiten

In den folgenden Bildern möchte ich im Detail den Einbau eines ESU LokPilot V3.0 erläutern. Wichtig ist auch hier zunächst, dass die Lok vor dem Umbau über einwandfreie Fahreigenschaften verfügt. Die Lok muss ggf. vor dem Umbau gereinigt werden, ausserdem sind Kohlen und Bürsten zu prüfen und ggf. zu ersetzen. Beginnen Sie mit dem Decoder-Einbau erst, wenn die Lok im analogen Zustand einwandfrei läuft!

3. Einbau in Bildern

Die folgende Tabelle zeigt ausführlich alle Einbauarbeiten:

Einbauhinweise

Bilder

Bild 1: Zubehör!

Da die Decoder aus dem Set ab Werk mit einem NEM652-Stecker ausgerüstet sind, empfiehlt es sich, den Decoder nicht direkt in der Lok zu verdrahten, sondern hierfür den ebenfalls von ESU erhältlichen Kabelsatz mit passender Buchse zu verwenden. Vorteil: sollte der Decoder ausgewechselt werden müssen, verbleibt die Verdrahtung bis zur NEM-Buchse in der Lok, lediglich der NEM-Stecker wird abgezogen und der Decoder ohne Lötarbeiten aus der Lok entnommen. Umgekehrt funktioniert der Einbau eines neuen Decoders natürlich ebenso einfach. Nachteil: Stecker und Buchse verbrauchen recht viel Platz und lassen sich daher nur in solche Loks einbauen, in denen dieser Platz vorhanden ist!

Bild 2: E10, öffne dich!

Das Gehäuse bei dieser Lok lässt sich einfach nach oben abnehmen, wenn man die Schraube am Gehäuseboden abgeschraubt hat.

Bild 3: Innenleben - wie neu!

Nach dem Abheben des Lokgehäuses offenbaren sich die Innereien der E10. In der Mitte liegt der Umschalter, dem wir uns nun als erstes widmen werden.

Bild 4: Umschalter - raus!

Zunächst werden alle Verbindungskabel am Umschalter abgelötet, danach wird der Umschalter losgeschraubt und herausgenommen.

Bild 5: Verbindung Feldwicklung zum Motorschild: Auftrennen!

Als nächstes wird die Verbindung zwischen der Feldwicklung und dem Motorschild direkt am Motorschild abgelötet. Die werksseitig am Motorschild angeschlossene Drossel wird ebenfalls entfernt.

Bild 6: Motorschild abschrauben!

Zuerst die Bürsten entnehmen, danach die beiden Schrauben lösen und dann das Motorschild abnehmen. Danach VORSICHTIG den Anker entnehmen.

Bild 7: Feldspule - raus!!

Die Feldspule kann jetzt entnommen werden. Sie wird nicht mehr benötigt! Für die nun folgende Montage des Permanentmagneten habe ich das Drehgestell aus dem Chassis entnommen. Dazu wird am Boden zunächst das Stützblech abgeschraubt, danach wird die Kupplung abgeschraubt, und schliesslich der Drehgestellrahmen abgehoben. Danach fällt das Drehgestell nach unten aus dem Chassis.

Bild 8: Permanentmagnet - ja bitte!

An die Stelle der alten Feldspule wird jetzt der Permanentmagnet gesetzt. Danach wird der Anker wieder eingesteckt, das Motorschild wieder aufgesetzt und mit seinen beiden Schrauben festgeschraubt. Dadurch wird auch der Permanentmagnet fixiert.

Achtung: Ziehen Sie die Schrauben nur mässig an! Das Motorschild ist aus Kunststoff und verbiegt sich bei zu starkem Anziehen der Schrauben - und dann dreht sich der Motor deutlich schlechter!

Bild 9: Drehgestell wieder in die Lok!

Das fertige Drehgestell wird jetzt wieder in die Lok eingesetzt.

Bild 10: Decodereinbau - aber sicher!

Als nächstes muss ein Platz für den Decoder gefunden werden. Im Gegensatz zum 76 200 von Uhlenbrock bietet der LokPilot keine mechanische Befestigungsmöglichkeit für eine Schraube. Ich habe daher ein Stück Lochrasterplatine als Trägerplatte zurechtgeschnitten, am Rand ein 2mm-Loch gebohrt und diese Platte mittels der Original-Schraube an die Stelle des ehemaligen Umschalters montiert.

Bild 11: Decoder - bitte anschnallen!

Auf der so vorbereiteten Trägerplatte wird der LokPilot vorsichtig mittels zweier kleiner Kabelbinder fixiert. Dabei ist auf ausreichend Abstand zur Befestigungsschraube zu achten, auch wenn sich der Decoder in einer isolierenden Klarsichthülle befindet!

Bild 12: Drosseln am Motorschild anlöten!

Die beiden im Umbau-Set gelieferten Drosseln werden nun am rechten bzw. linken Motoranschluss festgelötet.

Achtung: Wenn sich am Motor im Originalzustand Stützkondensatoren befinden, dann sind diese - mit einer Ausnahme - alle zu entfernen! Einzig der Kondensator ZWISCHEN den beiden Motor-Anschlüssen (siehe Bild) kann in der Lok verbleiben!

Bild 13: Motor verdrahten!

Das vom Decoder (bzw. von der NEM-Buchse) kommende graue Kabel wird nun an der Drossel am linken Motoranschluss festgelötet, das orangene Kabel an der Drossel am rechten Motorschild.

Danach werden das weiße (Lampe vorne) und das gelbe (Lampe hinten), vom Lokdecoder kommende Kabel zunächst probeweise an den beiden Lampenträgern festgelötet. Provisorisch deshalb, weil zunächst bei einem kurzen Fahrtest ermittelt werden muss, ob die Fahrtrichtung des Motors und die entsprechend leuchtende Glühlampe in die gleiche Richtung zeigen! Der Decoder benötigt KEINE isolierten Lampen, daher wird das blaue Kabel vom Decoder (bzw. von der NEM-Buchse) nicht benötigt.

Das rote Kabel vom Decoder (bzw. von der NEM-Buchse) wird nun mit dem Schleifer verbunden, das schwarze mit dem Chassis. Für eine sichere Verbindung zum Chassis habe ich einfach eine Lötöse unter die Trägerplatte geschraubt, an der das schwarze Kabel angelötet wird.

Bild 14: Stecker und Buchse - bitte verbinden!

Jetzt wird der Decoder-Stecker vorsichtig auf die Buchse am Kabelsatz aufgesteckt. Bitte prüfen Sie danach gewissenhaft den Decodereinbau, bevor Sie die Lok testweise aufs Gleis setzen! Geben Sie die Lokadresse ein (hier: werksseitig die Adresse 3), schalten Sie mit FUNCTION das Licht ein und drehen Sie langsam den Regler auf. Fährt die Lok, ist der Einbau des Decoders in Ordnung. Leuchtet auch noch die Lampe in Fahrtrichtung auf, dann stimmt auch die Verdrahtung der Glühlampen; andernfalls sind die beiden Kabelverbindungen zu vertauschen.

Bild 15: Ordnung muss sein - auch in der Lok!

Auch im Bereich des Motors sind die Drähte sauber zu verlegen. Vor allem gilt dies für die Kabel, die “am Motor vorbeiführen”, zum Beispiel die Verbindungen zwischen Decoder und gegenüber liegender Stirnlampe. Trick 17, den auch Märklin werksseitig anwendet: den kleinen Kondensator, welcher am Motorschild angelötet ist, ein wenig hochbiegen, Kabel drunter verstauen und den Kondensator wieder sanft nach unten biegen. Fertig!

Der NEM-Stecker am Decoder ist auf der Oberseite leider nicht isoliert, daher muss die NEM-Steckverbindung nach dem Aufstecken gut isoliert werden. Ich habe zur Sicherheit zunächst Isolierband verwendet, das ich anschliessend mit einem Kabelbinder zusätzlich gesichert habe.

Anschliessend empfehle ich dringend, die Kabel (z. B. auch mittels kleiner Kabelbinder) vorsichtig zusammenzubinden. Das ganze sieht anschliessend wesentlich ordentlicher aus! Beachten Sie aber bitte, dass die Kabel genügend Bewegungsfreiheit haben!

Bild 16: Kontrolle!

Vor dem Schliessen des Lokgehäuses wird die Verdrahtung nochmals abschliessend inspiziert. Danach kann das Gehäuse geschlossen werden!

Bild 17: Deckel zu - und los!

Schliesslich wird die Lok wieder auf den Rollenprüfstand gesetzt und ein abschliessender Fahrtest gemacht!

Bild 18: Und sie brennt doch!

Beim Funktionstest ist vor allem auf die korrekte Funktion der Stirnbeleuchtung zu achten. Bei der Ellok markiert der Führerstand 1 die Richtung “vorwärts”, während die im Bild recht sichtbare Nummer 2 die Rückwärts-Richtung markiert!

Bild 19: Kreis-Test!

Danach habe ich die Lok auf einen provisorischen Gleis-Kreis gesetzt und mich von den hervorragenden Fahreigenschaften überzeugt!

Bitte beachten Sie auch hier:

Der Einbau eines Lokdecoders in eine Modellbahnlok ist nur eine Angelegenheit für versierte und löterfahrene Bastler. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich für mögliche Fehler beim Einbau keine Haftung übernehmen kann! Dies gilt auch für die Richtigkeit der von mir weiter oben gemachten Angaben. Es gelten immer zuerst die Angaben des jeweiligen Herstellers!

Bei Fragen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an den Autor .
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